Montag, 30. Dezember 2019

3. und 4. Clownbesuch

Im November und Dezember war ich zusammen mit meiner Partnerin im Rahmen meiner Besuchsclownausbildung im Altersheim.
Es ist schön, zu sehen, das wir immer schon freudig erwartete werden.
Aber bei unserem zweiten Besuch meinte eine Frau bei unserem Anblick, sie würde nicht lachen, sie sei schliesslich nicht im Kindergarten.
Ich erwiderte, das mache gar nichts, ich kann sie gut verstehen, ich würde auch nicht über alles lachen.
Die Frau schaute mich prüfend an und meinte darauf: "Sie sind intelligent."
Ich war etwas verblüfft darüber, dass man einem Clown Intelligenz, statt wie gewöhnlich Dummheit, zusprach und antwortet ihr: "Sie sind sicher auch intelligent."
Worauf sie meinte: "Das weiss ich nicht. Ich habe mich mein ganzes Leben dumm gestellt. Damit bin ich  besser durchs Leben gekommen, als all die Leute, die immer das Gefühl haben sie müssen wer weiss wie gescheit tun."
Ich antwortete ihr, dass sie damit sicher recht habe und wir haben uns lächend verabschiedet.


Der dritte Besuch war in der Woche vor Weihnachten.
Wir nahmen einen kleinen, künstlichen Tannenbaum mit, den wir mit mitgebrachten Alltagsgegenstände schmückten wollten.
Meine Clownpartnerin hatte an die Gegenstände eine Schnur gebunden, in einem Korb versteckt und die BewohnerInnen konnten sie herausziehen und an den Baum hängen.
Da gabe es immer wieder Gelächter, ob der Merkwürdigkeiten, die aus dem Korb heraus gezogen wurden.
So wurde ein Teller von einem Skistock zu einem Orden für langes Leben, der einer 104 jährigen, noch unglaublich fitten, Frau überreicht wurde. Ein krummer Ring aus Draht wurde zum Heiligenschein und wer wollte durfte ausprobieren, wie es sich so anfühlt einen Heiligenschein zu tragen.
Bei einem Sternenausstecher haben wir eine Weihnachtslied gesungen, mit Garn wurde der Baum eingewickelt, usw..
Am Schluss stieg aus einem Korb eine kleiner Engel und jeder durfte sich aus seinem Kleid ein Schokoladenherz herausnehmen.
Die BewohnerInnen und wir hatten gemeinsam viel Spass und Freude beim Weihnachstbaum schmücken.

Eine kleine Begebenheit am Rande möchte ich noch erzählen.
Wir traffen im Flur auf eine Frau, die spontan zu uns meinte: "Ihr seht aber schön aus!"
Ich sagte: "Sie sehen auch schön aus!" und meine Partnerin pflichtet mir bei.
Darauf meinte die Frau: "Wirklich? Das hat noch nie jemand zu mir gesagt:"
Wir bestätigten ihr nochmals, dass wir sie schön finden und machten uns auf den Weg in den Aufenthaltsraum.
Die Frau kam dann auch in den Raum und setzte sich auf das Sofa.
Etwas später setzte ich mich neben sie, worauf sie wieder meinte, dass ich eine Schöne wäre.
Ich erwidert, dass sie auch eine Schöne wäre.
Darauf meinte sie: "Das hat noch nie jemand zu mir gesagt."
Ich meinte darauf hin: " Einer muss der erste sein."
Darauf hat sie gelacht.
Das Vergessen hat auch seine heiteren Seiten.
Das darf man wohl nicht vergessen.

6 Kommentare:

  1. Was für eine schöne Geschichte, oder eigentlich: Wie viele schöne Geschichten! Die Idee mit dem Tannenbaumschmücken ist wundervoll. Die nehme ich mir mit. Hab eine gute Zeit und häng dir auch ein kleines Wunder dieses Jahres an den Baum oder wohin auch immer, solange es seine Dankeszauberkraft entfalten kann!
    Herzlichen Jahresendegruss
    FrauWind ;)

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    1. Wir haben tatsächlich keinen Baum. Ich hänge mir das kleines Wunder in mein Herz, da ist es wohl am Besten aufgehoben.
      Alles Liebe und ein wundersames Neues Jahr wünsche ich dir
      Katharina

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  2. Deine Erlebnisse sind immer wieder herzergreifend und erinnern mich oft an selbst Erlebtes im Alterheim, nur nicht als Clown. Nicht alles war einfach, aber oft haben wir auch sehr viel gelacht. Oft hat man sich ja bei den Besuchen automatisch auch um andere Bewohner gekümmert, jede Abwechslung ist willkommen.
    Ich wünsche dir einen guten Rutsch in das neue Jahr, möge es ebenso erfüllend werden.
    Lieben Inselgruß
    Kerstin

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    1. Das ist was mich immer wieder berührt, wie dankbar die Menschen sind, für im Grunde so wenig. Es erstaunt mich, wie humorvoll sie sind und wie freigiebig sie Komplimente machen.
      Ich wünsche dir auch einen guten Rutsch in ein gutes Neues Jahr.
      Liebe Grüsse aus der Schweiz
      Katharina

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  3. herlich die Geschichte mit den Damen der Vergessenheit die doch so viel Sapss hatten verstanden zu werden. Ach es ist eine Begabung du und diene Partnerin dort so wa schönes zu bescheren ihnen. Ja, da geht einen das Herz auf bei diener Erzählung und du konnest noch in den Gesichter ablesen dabei wie wohl sie sich fühlten.
    Lieben Gruss Elke
    So wünsche ich dir einen guten freudigen, lachenden Rutsch ins neue Jahr!

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    1. Ich wünsche dir ein zauberhafteswunderbuntes neues Jahr!

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