Montag, 13. April 2020

28. Samenkorn



"Samenkorn, heute Nacht bin ich im Bett gelegen. Dunkelheit um mich herum.
Ich habe mir vorgestellt, wie meine Fusssohlen anfangen zu kribbeln und kleine Wurzelästchen aus ihnen heraus wachsen.
Ich habe mir vorgestellt, wie meine Kopfhaut anfängt zu spannen, sich öffnet und ein Pflanzentrieb sich durch die Dunkelheit bohrt, dem Licht entgegen.
Ich habe mir vorgestellt, wie dieser Trieb zu einer Blume heranwächst.
Wie es sich anfühlt, sich sanft im Wind zu wiegt und wie es ist, sich unter schwere Regentropfen zu beugen.
Ich habe mich noch nie so verwurzelt und gleichzeitig so frei gefühlt."
Das Samenkorn schaut mich lange an, lächerlich fein und sagt
Nichts.

2 Kommentare:

  1. Liebe Allerleirauh, jetzt lese ich schon so viele Jahre bei dir mit, ich weiß gar nicht mehr, wie lange! Und gerade ist mir aufgefallen, wie sehr ich mich jeden Tag über die kleinen, charakterstarken Samenkörnchen freue! Danke dafür und ganz liebe Grüße!
    Gabi

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    1. Liebe Gabi, ich danke dir für deinen Kommentar. So wie eine Samenkorn, Wasser zu wachsen braucht, braucht man als Mensch ab und zu eine paar liebe, wertschätzende Worte. Ich freue mich sehr darüber.
      Liebe Grüsse, Katharina

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