Mittwoch, 28. April 2021

Luise Schussel allein auf Besuch

 

 

In der Regel sind Besuchsclowns zu zweit unterwegs.

Als dann die Anfrage eines kleinen familiäre Altersheim mit 11 Bewohnerinnen kam, ob ich einmal zu ihnen kommen möchte, war ich etwas unsicher, ob ich das auch alleine kann.

Auf der anderen Seite war das eine schöne Chance, mich in so einer kleinen Gruppe als Clownin auszuprobieren.

Aber wer nicht, der wagt nicht gewinnt und darum war ich gestern im Spyrigarten in Hirzel auf der Suche nach der grossen Liebe.

Bei strahlend schönem Frühlingswetter hatte man die Frauen im Kreis auf der Terrasse, unter einem grossen Sonnenschirm, um mich herum gruppiert und der Besuch konnte beginnen.

Ich versuche eher wenig, dafür zum Thema passende Dinge, für meine Besuche mitzunehmen.Meine Konzentration soll auf die Menschen und nicht auf die Materialien sein.

Aber sie sind natürlich beim Hilfsmittel, um in den Kontakt zu kommen.

Um bildlich zu illustrieren, wie gross meine Liebe, die ich finden möchte, sein sollte, hatte ich ein Herz und einen Meterstab dabei.

Das Eichhörnchen hat am Schluss allen Frauen ein Filzherzchen überreicht.


 

 

Mein Clownschuhe entsprechend voll dem Clownklischee.

Aber ich liebe sie und die Geschichte, wie sie zu mir gekommen sind.

Ich war vor Jahren im Schwarzwald eine Woche Fastenwandern und habe dort eine ältere Frau kennen gelernt, die, wie es der Zufall so will, früher als Clownin unterwegs war.

Sie hat mich gefragt, ob ich ihre Schuhe gebrauchen könnte und ein weiterer Zufall wollte es, dass sie in Zürich lebt. So konnte ich sie persönlich abholen, weil ich ja auch in der Nähe von Zürich wohne.

Diese Schuhe sind ein Hingucker und natürlich immer wieder ein Gesprächsthema bei den alten Frauen.

Gestern war das besonders lustig.

Eine Frau hat mich gefragt, ob ich wisse, für was meine grossen Schuhe gut seien.

Nachdem ich verneint habe, hat sie gesagt, da könne man sehr gut hinein pisseln.

Ich habe geantwortet, das ist eine super Idee, dann tröpfelt es hinten heraus und ich finde an der Spur den Weg wieder zurück.

Genau dieser Dialog hat sich während der Stunde etwa fünf Mal wiederholt, ein richtiger running gag.


 Eine schon sehr demente Frau murmelt vor sich hin: Was soll ich machen, was soll ich machen?"

Ich nehme den Faden auf und sage: "Im Leben ist es wirklich eine der schwierigsten Fragen, was man im Leben machen soll."

Dann frage ich in die Runde, was man den machen könnte, wenn man nicht weiss, was man machen soll.

Die Antwort kam von einer fast hundertjährigen Frau: "Ganz einfach, sich freuen."

Alle haben sich über diese herzerwärmende Antwort  gefreut.

 


Ich interessiere mich auch für die Geschichte der alten Menschen.

So habe ich eine Frau, mit polnischen Vorname gefragt, wie sie zu ihrem besonderen Namen gekommen ist.

Sie hat mir dann erzählt, dass ihre Eltern ein Wirtshaus geführt hätten und dort ein polnisches Mädchen mit diesem Namen angestellt war. Den Eltern hätte der Name gefallen und so habe sie diesen Namen bekommen.

Ich habe gestaunt, dass es damals schon Menschen aus Polen gab, die in der Schweiz gearbeitet haben und die Pflegefachfrau, die zugehört hatte, war überrascht, da sie diese Geschichte aus dem Leben dieser Frau nicht gekannt hatte.

Es war für mich eine beglückende Stunde mit den 11 Frauen mit vielen schönen Begegnungen und das Schöne ist, ich darf wieder kommen.

Was mich besonders freut, weil dass Heim schon mal eine Versuch mit einer Clownin gemacht hat, die von den Frauen aber nicht akzeptiert wurde, weil sie zu laut gewesen zu sei.

Bei den Clowns ist es eben wie bei den Menschen, es gibt solche und solche.

 

 
 


2 Kommentare:

  1. Einfach wunderwunderbar, liebe Katharina!!!
    Liebe Grüße aus dem hohen Norden
    Lydia

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    1. Ich freue mich, dass du den Text gerne gelesen hast.
      Liebe Grüsse aus der Schweiz, Katharina

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