
Immer wenn ich in Berlin bin, kommt sie mir in den Sinn, diese eine ganz besondere Hose.
Lang ist es her, dass ich sie getragen habe, so 25 Jahre müssen es sein und natürlich hatte ich sie selbst genäht.
Die Mauer war noch nicht ins Wanken gekommen, sie teilte die Stadt in zwei Teile, in zwei Welten.
Ich besucht damals im Rahmen ein Seminars Theaterstücke in Ost-und Westberlin.
Am Morgen des Tages, in dem wir im Ostteil ins Theater gehen wollten, zog ich sie an, eine grasgrüne Haremshose, so eine, wie sie heute wieder etwas in Mode gekommen sind.
Nach der Passkontrolle, traffen wir im Osten auf eine graue Welt. In All dem Grau stand ich, ein kleiner, leuchtender, güner Farbklecks und alle Augen richteten sich auf mich.
Wo ich auch ging und stand, die Blicke folgten mir. Meinen ganzen Zwangsumtausch und noch viel mehr hätte ich dafür gegeben, wenn sich die Erde aufgetan und mich einfach verschluckt hätte. Mir war das Ganze so peinlich, doch ich konnte nicht einfach zurück, das Theaterstück am Abend wollte ich deswegen nicht verpassen.
Ich habe dann Stunden auf dem jüdischen Friedhof verbracht, da war nicht viel los und ich fühlte mich dort geschützt.
Wie war ich glücklich und erleichtert, als ich wieder auf westlichem Boden stand und mit meiner Kleidung in der Masse untertauchen konnte.
Heute kommte es auch immer mal wieder vor, dass ich mit meiner Kleidung auffalle. Darum geht es mir aber nicht, es ist halt der Preis, den ich dafür Zahl, dass ich trag was mir gefällt. Mit Mut hat das für mich nichts zu tun.
Mut hatten die Menschen vor 20 Jahren, die es wagten zu demonstrieren, gegen die damalige DDR-Regierung.
Wenn es auch nicht überall die versprochenen blühenden Landschaften gibt, ich findet es schön, dass jetzt auch der Ostteil von Berlin viel bunter geworden ist.