Sonntag, 29. April 2012

Gefühlsbad


Obwohl ich dieses Mal auf dem schönen Campingplatz von Allensbach übernachtet habe, waren die letzten Tage alles andere als ein Erholungsurlaub.
Diesmal war das Thema, wie man Gefühle authentisch auf die Bühne bringen kann. Wir lernten eine von Lee Strasberg entwickelte Methode kennen, die darauf passiert, dass der Schauspieler lernt, durch den Zugriff auf die eigene Erinnerung an persönlich erlebte Situationen, echte Gefühle auf der Bühne entstehen zu lassen.  
Wir mussten dabei ein Erlebnis aus unserem Leben nachspielen, was teilweise sehr emotional war, so dass immer wieder die Tränen flossen.
An diesem Wochenende bin ich Mensche auf eine Art nahe gekommen, die so im Alltag nicht möglich ist. Denn wir tragen ja alle mehr oder weniger unsere Masken, um uns zu schützen. 
Diese Wochenende wird mir sicher in Erinnerung bleiben. Aber ich merke, dass ich diese Tage für mich noch nicht so richtig einordnen kann.

20 Kommentare:

  1. ... dann nimm dir doch die zeit, um zu ordnen und zu verdauen ☺ du klingst nach sehr spannenden, interessanten erfahrungen, ist doch schön! ich hab heute ganz fest an dich gedacht! gefilzte schuhe, sag ich da nur ☺ grüessli, daniela

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  2. Ja, liebe Dana, die Zeit werde ich mir nehmen, um wieder zu mir zu kommen. Du hast gefilzt?
    Liebe Grüsse, Katharina

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  3. Liebe Katharina,
    das klingt sehr spannend.
    Ich habe im letzten Frühjahr mit "meinen" Jugendlichen nach Stanislawski gearbeitet, um mit ihnen unser Theaterstück vorzubereiten. Der Prozess war für uns alle sehr berührend
    (und auch später für die Zuschauer sichtbar.)

    Ein gutes Ordnen, Verarbeiten,Verdauen!

    Liebe Grüße
    Nula

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    1. Liebe Nula
      Ich fand es sehr spannend zu sehen, wie schnell Gefühle abrufbar sind. Dass Tränen innerhalb von Sekunden fliessen können, hätte ich vorher nicht geglaubt.
      Liebe Grüsse, Katharina

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  4. Aaaha, 'nun geht es los' !
    Du weisst, wo Deine 'Energie-Quellen' sind?! (wie ganz zu Anfang Deines Ausbildungs-Pfades erwaehnt)

    Konnte/wollte Dir noch viiieles zu Sortier-Erfahrung/-Schmerz sagen, aber erst musst Du selbst Schritt fuer Schritt anfangen damit!

    Viiiiel Glueck und Kopf hoch,
    Gerlinde

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    1. Ich habe mal nachgeschaut und diesen Satz von dir gefunden.
      Deine vermeintliche Nicht-Stärke ist das Kugel-Pendulum: Du bist sooo stark wie Du schwach bist, d.h. gleiche Schwingreichweite in beide Richtungen!
      Da hast du schon recht.
      Es ging an diesem Wochenende weniger um meinen Schmerz. Ich merke, ich habe in den letzten Jahren doch einiges hinter mir lassen können. Aber mir ist einfach mal wieder bewusst geworden, mit wie vielen Verletztheiten doch viele Menschen durch das Leben gehen. Und warum das so sein muss, ist mir gar nicht klar. Unsere Welt scheint keine menschliche zu sein. Das annehmen, des anderen so wie er ist, fällt doch den meisten schwer und sich annehmen so wie man ist, scheint noch viel schwieriger zu sein.
      Ach, da könnte man ewig vor sich hin philosophieren und man kommt doch zu keinem Ergebnis.
      Liebe Grüsse, Katharina

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    2. Keine Ahnung, wie das derzeitige Bewertungs-Schema in Schulen laeuft, aber Du bist schon ein seeehr guter Schueler; ich weiss schon, warum ich mir seeehr genau ueberlege, was ich Dir schreibe und wie ich's Dir am besten erklaere!
      Das mit der Verletztheit der Menschen haengt wohl auch ein wenig damit zusammen, dass zuuu viel Ablenkung schon weiter laeuft, waehrend man eigentlich noch selbst irgend etwas Unangenehmes 'be/verarbeiten' muesste/wollte/sollte!
      Wird dann spaeter das Bewusstsein sehr ploetzlich wieder auf einen 'un-/ver-/bearbeiteten Sektor gebracht, dann 'kracht's mitunter vielfach staerker!
      In meinem eigenen Umkreis, zwinge ich manche Leute mitunter mit voller Absicht zu wenigstens 1 - 2 Std. Sitzens in einem ruhigen Raum.
      Sie sind dann zwar mitunter erst mal stocke sauer auf mich - aber das legt sich und verbleibt als Erinnerung mitunter das 'einzig negativ Negative an einem geschehenem Un-Positiv'!
      Das Problem ist nur die Dauer hierfuer fuer jede einzelne Person und wohl das Nichtkoennen des 'vorwaerts- und rueckwaerts-gehens' der meisten von uns in solchen Lagen.
      Aber es trifft auch hier - zumindest fuer mich - der griechische Satz von "ich weiss, dass ich nichts weiss" (zumindest niiiie ausreichend!) zu!

      Kopf hoch (= zumindest verbessert das instant die Sicht ;-) !) und liebe Gruesse
      Gerlinde

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    3. Kopf hoch ist gut, ich spiele ja jetzt den grossen Clown, der hat den Kopf immer oben.:o)
      Ich weiss schon lange, dass mir Ruhe sehr gut tut und ich bin ja auch in der privilegierten Lage, dass ich sie mir auch nehmen kann. Dann kann ich auch den Trubel richtig geniessen.

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    4. 'grosser Clown' = sei vorsichtig, denn dorten fliessen mitunter die meisten Traenen!
      Bei den meisten ist 'grosser Clown' naemlich nur eine Schutz-Wand!
      A) 'Kratzen' bitte nur, wenn selbst mit seelischem Schutz-Schild 'bewaffnet'!
      B) aaaalle 'Heftpflaster' parat haben (fuer beide Seiten!) incl. fuer Total-Crash!

      Habe leider gerade einen Todesfall in unmittelbarer Naehe und 'esse gerade meine eigene Medizin' (s.o.).
      Nur noch so viel:
      Eine Freundin von mir sagt bei ihr unverstaendlich erscheinenden Situationen immer "muss ich alles verstehen? Nein, ich sollte nur akzeptieren, dass mehr moeglich ist als ich mir selbst je vorstellen kann; d.h., toleranter sein!"
      Katharina, ich sehe hier jetzt schon 'denkende Schuhe' ueber mehrere Tage hinweg, d.h., Du bearbeitest diese Thema seeehr schwer ABER auch hierzu stehe ich zu meiner 'Pendulum-Erfahrung' und bin der Meinung, dass Du vielleicht zu keiner endgueltigen Loesung kommen wirst, jedoch Deine Erfahrung hierzu sehr wohl sehr gut in Deinen Wissensschatz einfach inkorporieren wirst koennen.
      Btw., Du/man MUSS nichts im Leben unbedingt tun - (auch nicht anderen weh tun) so lange man bereit ist, auch die entsprechende Konsequenzen tragen!
      Manchmal ist das einfach auch nur: ich tue vielleicht zwar niemandem weh - aber die andere Seite koennte sog. 'Oberwasser' kriegen und dann vielleicht (weil's gerade passt) seine Chance umgekehrt zum Weh-tun-nutzen! Ich kann, aber ich muss mich nicht retour-'verteidigen' bzw. Revenge-Schmerz zufuegen (= Wahl) die Konsequenzen hierzu sind trotzdem vielfaeltig - auf beiden Seiten!
      Lebe DEINE Variante - nach bestem Wissen und Koennen und vergiss' nicht, dass 'grosser Clown' bei Dir nur ein Teil Deines Gesamt-Ich's ist, der andere Teil aber fuer Dich nur eine Rolle; d.h., vergiss nicht sie wieder 'auszuziehen' und das 'anzuziehen' was Dir sympathischer ist!

      Liebe Gruesse,
      Gerlinde

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    5. Dass du jetzt von einem Todesfall schreibst, passt ja wie die Faust aufs Auge. Ich wurde an diesem Wochenende mit 5 zum Teil ganz frischen Todesfällen konfrontiert. Merkwürtig, diese Häufung. Ich wünsche dir ein gutes Verarbeiten.
      Ich weiss von mir schon, dass ich ganz viele Facetten habe, so wie jeder Mensch. Aber gerade das macht ja das menschliche Sein auch so spannend, schwierig, aber immer wieder auch schön.
      Liebe Grüsse, Katharina

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    6. ;-) - auch das 'goettliche Sein' hierzu ist interessant (wenn auch aus menschlicher Sicht gesehen): www.mara-thoene.de/html/spuren_im_sand.html
      (= sooo ein schoener 'Stroh-Halm'!)

      Habe da gerade wieder einmal eine sehr kumpelhafte 'Arbeitsbeziehung' mit ihm:
      Teils ist 'ER' wohl damit beschaeftigt, auch mir zu helfen; teils versuche ich ihm bei seiner 'Arbeit' hier(zu) zu helfen, denn ich bin schneller greifbar, einfacher zum Diskutieren (= obgleich mitunter genau so schweigsam!) leichter zum an-/festhalten fuer Diejenigen, welche n o c h staerker als ich von damit einhergehenden Schmerz betroffen sind.

      Ansonsten, einziges 'Heftplaster': Zeit! Bis dahin: 1 Schritt vor den Anderen (und sie dreht sich doch!)

      Seeya und Dir auch gute Verarbeitug,
      Gerlinde

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  5. Da könnte man wirklich lange philosophieren. Ein so interessantes Thema ist das.
    Manchmal seh ich die Welt auch so gar nicht menschlich, da muss ich mich ganz fest selber wieder aus solchen Stimmungen rausholen. Wobei die Stimmung nicht aus meinem Innersten kommt, sonder das Geschehen von Aussen trägt sie in mich....
    Du machst das bestimmt ganz gut, ich würde Dich so gerne mal "live" sehen....
    liebe Grüsse
    Elisabeth

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    1. Ja, wenn man Kinder hat, die der "Norm" nicht entsprechen, bekommt man die Intoleranz der Gesellschaft besonders zu spüren.
      Liebe Grüsse
      Katharina

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  6. Der Weg geht über die Selbstannahme. Sie ist das Wichtigste, dann kann ich gelassen auch andere so sein lassen, wie sie sind... Je tiefer ich meine Gefühle und meine Geschichte ausgelotet habe, desto leichter wird es...

    Je besser du dich kennst und annimmst, desto besser wirst du auf der Bühne sein. Du kannst lernen deine Gefühle für deine Geschichten zu nutzen. Und du wirst wissen, an was du besser nicht heran gehst, um deine Zuschauer nicht mit deinen persönlichen Wunden oder Ängsten oder.. zu überlasten. Es ist wunderbar zu erleben, wann man Menschen wirklich erreicht! Und etwas bewegt, und sei es nur für den Moment...

    Ja, die Welt ist menschlich! So wie sie aussieht, so sind wir Menschen! Egoistisch, gierig, rücksichtslos... Das macht mich nicht traurig. Ich kann es sehen, ohne in ein Loch zu fallen.
    Im Wuppertaler Zoo steht auf einer Tür im Raubtierhaus: Hinter dieser Tür sehen Sie das gefährlichste Tier der Welt!" Dahinter ist ein Spiegel...

    Carpe diem!

    LG, Bronte

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    1. Absatz eins und zwei spricht mir aus dem Herzen.
      Absatz 3 muss ich sagen, dass es mich am meisten traurig macht, wenn ich diese "negativen" Seiten in mir wahrnehmen. Mir ist einfach nicht klar, für was die gut sein sollen. Wir machen einander das Leben schwer, oftmals für Nichts und Wiedernichts. Das sind vermutlich Verletzungen, die wir weitergeben, ein ewiger Kreislauf. Doch, das finde ich schon traurig und ich bemühe mich meine Fokus bewusst anders zu setzten.
      Liebe Grüsse
      Katharina

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  7. "Ja, die Welt ist menschlich! So wie sie aussieht, so sind wir Menschen! Egoistisch, gierig, rücksichtslos... "
    Ja?
    Ich glaube wir Menschen sind hauptsächlich verletzlich und verletzbar und "egoistisch, gierig und rücksichtslos" sind die "Methoden" mit denen wir versuchen uns vor Verletzungen zu schützen...
    Ich finde es immer schön, wenn das in einem Theaterstück sichtbar wird (oder in einem anderen Kunstwerk), diese Verletzlichkeit hinter dem "Negativen" ... und dafür muss man das "Negative" wohl erst mal anschauen um dann dahinter zu schauen. Mich macht das traurig (wenn ich spiele oder schreibe oder ...) aber ich glaube noch immer, dass es sich genau dafür lohnt - dafür diese urmenschliche Verletzlichkeit zu zeigen ... LG Katrin

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    1. Wir verletzen, um uns vor Verletzungen zu schützen? Da ist er wieder, der ewige Kreislauf des Leidens.
      Bei mir ist es eher so, da ich mir meiner Veletzbarkeit sehr bewusst bin, versuche ich andere nicht zu verletzen. Natürlich gelingt mir das nicht immer, menschlich eben.
      Wenn wir unsere Verletzbarkeit zeigen, im Leben, wie im Theater, dann wird das Herz berührt. Denn was verletzt uns? Dass wir uns nicht (genug)geliebt fühlen.
      Liebe Grüsse, Katharina

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    2. Ja, genauso sehe ich das auch und so geht es mir ebenfalls ;-)
      Ich hoffe manchmal, dass es ein wenig hilft diesen Kreislauf zu kennen, dass ich dann, wenn mich jemand verletzt, diese Verletztheit des anderen sehen und anders damit umgehen kann ... allerdings finde ich dann wiederum schwer nicht jede Verletzung masochistisch hinzunehmen (auch kein guter Weg, denke ich) sondern eine neue Art von Auflösung zu finden ... *seufz*
      Ich wünsch dir einen schönen Tag. Katrin

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    3. @ Katrin:

      " ... masochistisch ..." - ne, tue ich auch nicht; weder einer Religion zuliebe, noch aus Ueberzeugung, weil manche Menschen sich dann irgendwann nur noch fuer 'ewig besser' halten. Meine Devise ist wie folgt: Kleine 'Vergehen' mit witzigem Bemerk verwarnen.
      Groessere 'ohne Witz' verwarnen und mit dem Hinsweis, dass ab dem dritten Mal 'scharf zurueckgeschossen' wird. Instant groebere Gesetzesvergehen, wo das Gesetz aber nicht gleich hilfreich neben mir steht und mir helfen kann: kommt auf die Geschwindigkeit meiner Reflexe und der Bewaffnung meines Gegenuebers an, ansonsten koennte es passieren, dass nichts mehr uebrig bleibt fuer das Gesetz!
      Ausnahme hierzu: Chefs - denen gehoert die Firma, bzw. wurden als 'Zwischen-Chefs' abgesegnet von hoeher oben; da hilft nur selbst gehen, das selbst wenn man das Gesetz auf seiner Seite hat es meistens viiiel zu schwierig, zeit-, nerven- und geldaufwendig ist (= hier zumindest), das 'Recht' durchzukaempfen (zumindest heutzutage). Da wuerde nur eine Art 'Name and Shame Liste' helfen, welche ab und zu veroeffentlichst werden sollte, damit man die schlimmsten Firmen dorten identifizieren kann. Spaetere Rechtskaempfe waeren dann mitunter - fuer dann noch immer Betroffene - leichter (mM; weil moralischer Support durch die Allgemeinheit schon unterminiert und soz. 'vorbestraft').
      Leider aber noch Utopie, weil 'das gleiche Recht' dagegen sein wird!

      Btw.: Schwiegermuetter laufen bei mir unter no. 1 und 2 und 'fliegen' mitunter samt dazugehoerigem Sohn!!!
      Begruendung: wenn er mich nicht gegen seine Mutter schuetzen kann/will bzw. keine Toleranzbasis herbeifuehren kann, so ist das der eindeutig falsche Mann an meiner Seite!
      Warnung an alle Schwiegermuetter: es gingen schon seeehr viele Soehne auf diese Tour endgueltig verloren (fuer die Muetter; nicht fuer die entsprechenden Ehefrauen!)

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  8. Ich habe für mich die Strategie entwickelt, mich selber einen Tick wichtiger zu nehmen als mein Gegenüber, bei gleichzeitgem mich selber nicht so ernst nehmen. Das funktioniert bei mir in letzter Zeit ganz gut.
    Ich wünsche dir auch eine schönen Tag, Katharina

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